Fünf Fragen an Bürgermeister Joachim Schledt
FDP Münster Altheim: Die ersten 90 Tage als Bürgermeister sind vorbei. Was war für Sie in den ersten Wochen besonders erfreulich und wo sehen Sie aufgrund der gewonnenen Erkenntnisse größere Herausforderungen als noch zu Beginn Ihrer Amtszeit?
Bürgermeister Joachim Schledt: Ich bin angenehm überrascht von der Professionalität der Verwaltung. Die Abläufe sind effizient und sehr gut organisiert, die Kolleg*innen freundlich und hilfsbereit. Einige Dienstleistungen und vor allem die Kommunikation sowie das Dokumentenmanagement kann noch mehr digital erfolgen als bisher.
FDP: Im Moment ist die politische Situation im Gemeindeparlament ziemlich klar. Es gibt eine Mehrheit von SPD und ALMA - Die Grünen und der CDU als Opposition. Welche Konstellation erwarten Sie nach der Kommunalwahl im März und nur mal angenommen, die FDP schafft den Einzug in das Gemeindeparlament, welche Erwartung (oder Hoffnung?) hegen Sie mit uns als vierter Kraft?
Joachim Schledt: Ich erwarte mir von der FDP Impulse zu deren ureigensten Themen: Unternehmertum, individuelle Freiheit, Selbstverantwortung des Individuums. Konkret gehe ich davon aus, dass mit der FDP die Zusammenarbeitskultur in der Gemeindevertretung noch vielfältiger wird als bisher.
FDP: Aus unserer Sicht hat Münster ein Einnahmenproblem, besonders bei der Gewerbesteuer. Die FDP würde gerne das Frankenbachgelände zum Gewerbegebiet umwidmen. Der Einstand pro qm war unseres Wissens nach ca. 140€/qm. Zuzüglich Erschließung schätzen wir mal den Preis/qm auf 200€. Wir erwarten nicht, dass Gewerbebetriebe sich zu diesem Preis in Münster ansiedeln. Welchen Preis halten Sie für realistisch? Würden Sie Anfangsverluste bei der Vergabe in Kauf nehmen? Dies auch, wenn z. B. 130-150€/qm erzielt würden (Verlust ca. 1,5 Mio. € bis 2,1 Mio. €)?
Joachim Schledt: Zur Beantwortung dieser Fragen erlaube ich mir auf einen Beschluss hinzuweisen, der im Rahmen der Gemeindevertretersitzung am 01.07.2020 gefasst wurde:
„Die Gemeindevertretung beschließt: Der Gemeindevorstand wird beauftragt, die Planungen für die Nutzung des Frankenbachgeländes als Energie-plus-Wohngelände einschließlich sozialer Einrichtungen (KiTa, Seniorenwohnen) sowie eines Bereichs für gewerbliche Nutzung mit Nachdruck und beschleunigt zu verfolgen.“
Hierüber hat ein erstes Gespräch zwischen der Bauverwaltung und der HLG stattgefunden.
FDP: Für uns ist die Bereitstellung von Kinderbetreuung nicht nur aus formalen Gründen essenziell wichtig. Darum hat uns der Hick-Hack um den Neubau des katholischen Familienzentrums Sankt Michael mehr als nur irritiert. Wie sind bei Ihnen derzeit die Prioritäten verteilt. Ist die KiTa-Versorgung Nr. 1 oder eher Nr. 3? Was ist aus dem Hickhack um die AWO-KiTa geworden?
Joachim Schledt: Der ehemals von der AWO betriebene Kindergarten ist nun von der Gemeindeverwaltung selbst verwaltet. Das Team ist neu formiert, der Umzug in die Räume am Hallenbad erfolgreich vollzogen. Bei meinem Besuch vor Weihnachten konnte ich mich selbst davon überzeugen, dass sich alles gut gefügt hat. Mein Eindruck vom Team ist hervorragend. Auch mit den durch Corona bedingten erschwerten Rahmenbedingungen kommen die Kolleg*innen gut zurecht.
Dass der Hick-Hack ums Familienzentrum irritiert hat kann ich gut nachvollziehen.
FDP: Frage 15 vom Interview im Frühjahr 2020 (hier nachzulesen): Es ist der 1. Januar 2021: Was waren die drei Dinge, die Ihnen bei der Amtsübernahme am wichtigsten waren, und was haben Sie davon als erstes angefasst?
„Mindestens ein persönliches Gespräch mit jeder/m Angestellten der Gemeinde.
Joachim Schledt: Ich habe tolle Kolleg*innen, die Zusammenarbeit ist eine Freude.
Reine Gewerbeansiedlung auf dem Frankenbachgelände.
Joachim Schledt: Siehe Antwort auf Frage 3
Die Finanzierung der Hallenbadsanierung.“
Joachim Schledt: Wir haben zwei Förderanträge gestellt, einmal beim Land und einmal beim Bund. Ich erwarte Rückmeldung bis Frühsommer dieses Jahr. Die Restfinanzierung werden wir auch stemmen. Wobei die viel größere Herausforderung als die Instandsetzung des Hallenbades wird die Finanzierung des Betriebs sein. Das kostet die Kommune jährlich zwischen 300.000 € und 500.000 €
FDP: Stimmt das noch oder haben sich in der Zwischenzeit die Prioritäten verschoben?
Joachim Schledt: Es sind eher viele Themen dazu gekommen: Einarbeitung in aktuelle Tages-Themen und Prozesse, Corona-Management und Erarbeitung des Haushalts. Ich habe alle kommunalen Außenstellen besucht: Kläranlage, Flüchtlingsbetreuung, Kindergärten, Feuerwehr. Dazu kommen meine Verpflichtungen als Vorstand des Kreistierheims, als Vorstandsmitglied des Senio-Verbandes, als Mitglied im Nahverkehrsverbund DaDiNa, als Vorstand der Bürgerstiftung Münster, als Mitglied im Beirat der Entega, als Gremienmitglied im Sparkassenzweckverband. Es gab darüber hinaus erste Beratungen zur Entwicklung des Breitefeldes, zu den letzten reservierten Grundstücken des Baugebietes Im Seerich, zum Neubau des Katholischen Familienzentrums und zur Arztansiedlung in Altheim. Wir wollen die Verlegung von Glasfaser in Münster erreichen, dazu bedarf es vieler Gespräche mit den Anbietern von der Deutschen Glasfaser und der Entega. Wir starten bald mit der Erneuerung der Mozartstraße und der Installierung eines Regenrückhaltebeckens auf dem Rathausplatz. Es gab eine Informationsveranstaltung zur Harmonisierung der Bestandsbebauung im alten Ortskern. Im Sommer werden wir den Endausbau des kleinen Neubaugebietes Am Mäusberg endlich finalisieren. Wir treiben den Bau des naturpädagogischen Muna-Museums voran, zur Generierung von Fördermitteln musste hierfür eine komplette Entwurfsplanung erstellt werden. Daneben habe ich viele Gewerbetreibende, Kirchen- und Vereinsrepräsentanten getroffen, um mich persönlich vorzustellen. Immer streng im Rahmen der Corona-Vorgaben.
FDP: Herr Bürgermeister Schledt, wir danken Ihnen für die Beantwortung unserer Fragen!