Redebeitrag Stolpersteine gegen das Vergessen

Es gilt das in der Sitzung der Gemeindevertretung gesprochene Wort!

Am 7. Oktober hat die Hamas in einem barbarischen, terroristischen Akt Israel überfallen. Hunderte Menschen, wurden misshandelt, getötet oder verschleppt.

Die verstörenden und antisemitischen Reaktionen in Deutschland und in der Welt auf diesen unvorstellbaren Überfall palästinensischer Terroristen auf Israel machen überdeutlich, dass es bei vielen Menschen Defizite im Geschichtsbewusstsein, besonders um die Schoa gibt. 78 Jahre nach Ende des II. Weltkriegs scheint die Judenverfolgung im Dritten Reich und unsere Verantwortung daraus für Juden einzustehen in Vergessenheit geraten zu sein. Dies darf nicht hingenommen werden – besonders nicht in Deutschland!

Auch heute werden in Deutschland Juden und jüdische Einrichtungen immer noch ausgegrenzt, verachtet und angegriffen. Brand- und Bombenanschläge auf Synagogen und Ausstellungen, Schändungen jüdischer Gräber. Beschimpfungen, Körperverletzungen und Tötungen, die allein auf das jüdisch sein zurückzuführen sind, sind unerträglich!

Ich halte hier heute gewiss keine politische Grundsatzrede zur deutschen Verantwortung gegenüber unserer Geschichte und Gegenwart. Aber ich halte es für eine Bürgerpflicht und besonders für uns als kommunalpolitisch Verantwortliche für eine besondere Pflicht ein Zeichen gegen Antisemitismus zu setzen.

„Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“, so steht es im Talmud.

Weltweit wurden in diesem Sinn von dem in Hessen lebenden Künstler Gunter Demnig seit 1992 mehr als 100. 000 Stolpersteine verlegt, die die Namen von NS-Opfern vor ihrer jeweils letzten Wohnstätte in Erinnerung rufen und Passanten visuell und gedanklich über die Schicksale dieser Menschen stolpern lassen.

Es geht dabei um alle vom NS-Regime verfolgten Menschen. Juden, Zeugen Jehovas, Zwangsarbeiter, angebliche Geisteskranke, Sinti, Roma, Schwule, Lesben, um nur Beispiele zu nennen.

Eigentlich ist es erstaunlich, dass Münster (Hessen) noch nicht an dieser guten Initiative gegen das Vergessen beteiligt ist. Immerhin sind allein in Hessen 143 Städte und Gemeinden bereits vertreten. Davon etliche auch bei uns im Landkreis Darmstadt-Dieburg. Aber – wie gesagt - es ist nie zu spät sich einer guten Initiative anzuschließen.

Da ja im Moment die Finanzierungsfrage für uns immer eine Rolle spielen sollte, kann ich mitteilen, dass die Stolpersteine über Spenden finanziert werden. Für zwei Stolpersteine steht die Finanzierung bereits. Weitere Spender werden sich sicher finden lassen.

Was uns besonders freut zu diesem traurigen Thema: Eine Bürgerin hat ausgelöst durch unseren Antrag bereits Hinweise an unseren Bürgermeister zum jüdischen Leben in Münster gegeben. Wir fangen weder in der Recherche noch in der Finanzierung bei Null an!

Lasst uns dieses gute Zeichen gegen Antisemitismus auch in Münster und Altheim setzen.