Notfalldosen bringen die Gemeindevertreter-Versammlung zum Kochen
Am 2. September scheiterte die CDU in der Gemeindevertreter-Versammlung mit ihrem Antrag, für ca. 1.500 Euro SOS Notfalldosen für Senioren aus der Gemeindekasse anzuschaffen und kostenfrei an die Zielgruppe (Münsterer Bürger über 70 Jahren) auszugeben. Die Begründungen gegen die Anschaffung auf Seiten der SPD und ALMA waren unter anderem fehlende Lagerkapazitäten. Man wolle gemeindeseits aber auf die die SOS Notfalldosen hinweisen und Bezugsquellen zur Verfügung stellen.
Damit sollte das Thema eigentlich durch sein, war es aber nicht! An den Notfalldosen entbrannte ein Streit, der jeder Daily-Soap auf RTL zur Ehre gereicht hätte. Die Sitzung geriet aus dem Ruder und es gelang einigen Anwesenden nur schwer ihr Gemüt wieder auf Arbeitstemperatur runter zu kühlen.
Der Beobachter merkt schnell, hier geht es nicht um die Notfalldose, sondern um die Beziehung zueinander und die scheint seit längerem zwischen den Fraktionen CDU und SPD/ALMA gestört.
Ginge es um die Sache, dann wäre zum Beispiel folgendes zu klären gewesen: Ist es überhaupt sinnvoll, dass die Dosen von der Gemeinde ausgegeben werden? Oder: Wie kommt ein(e) z.B. 85-jähriger(e) Rentner(in) ohne Internet an die Informationen der Gemeinde auf dem Gemeindeportal? Und wer füllt eigentlich den Zettel aus, wenn die Person das nicht leisten kann?
In so einem Fall muss ein pflegender Familienangehöriger, die professionelle häusliche Pflege (Caritas/Diakonie etc.) oder der Hausarzt helfen. Ich hätte mir gewünscht aus diesem Kreis der Fachleute einen Kurzvortrag zu hören, wie die Verteilung der Notfalldosen in Münster derzeit läuft und ob/wie diese optimiert werden kann. Zu anderen Themen werden ja auch Fachleute eingeladen!
So scheiterte diese an sich gute Idee mit zweifelhaften Gegenargumenten und vergiftete das Arbeitsklima unserer Gemeindevertreter ein erneutes Mal. Immerhin nahm das Thema fast 1/3 des Artikels über die Sitzung im Münsterer Anzeiger vom 5. September 2019 ein, wodurch ein erster Schritt des SPD-Vorschlags die Zielgruppe zu informieren ungewollt umgesetzt wurde.
Ach ja, dieser Antrag ist seit dem 20.11.2018 auf der Tagesordnung des Gemeindeparlaments. Hier wird also über ca. 1.500 EURO seit fast einem Jahr diskutiert? Hierzu fällt mir nur das „Gesetz der Trivialität“ von Parkinson(1) ein: „Die auf einen Tagesordnungspunkt verwendete Zeit ist umgekehrt proportional zu den jeweiligen Kosten.“
(1) Quelle: Parkinsons Gesetz und andere Studien über die Verwaltung. Verlagsanstalt Handwerk, Düsseldorf 2005, ISBN 3-87864-761-1