Ein Plädoyer für die Mehrwegekommunikation
Von Arne Mundelius
Eine Umfrage zur Zufriedenheit unserer Bürger und zu ihren Lieblingsorten aufzusetzen ist noch keine Bürgerbeteiligung - aber ein Anfang. Ich bin der Meinung: Die Einbindung von uns Bürgerinnen und Bürgern in die Entscheidungsprozesse innerhalb einer Körperschaft ist heute wie nie zuvor ein aktuelles Thema
Informationen darüber was wo und warum geschieht, das Vorhandensein von Informationen zu jeder Tag- und Nachtzeit entkoppelt von „Sendezeiten“ – das kennen wir von Nachrichten-Apps, sozialen Medien, Twitter. Das Wissen der Welt bringt nicht mehr der Brockhaus, sondern Wikipedia zu mir – einen Klick entfernt.
Der Austausch zwischen Verwaltung und Bürgern ist nicht nur entscheidend in Zeiten knapper Kassen (in denen große Richtungsentscheidungen umso mehr Konsens benötigen), in Zeiten in denen populistische Gruppierungen pauschal gegen „die da oben“ geifern und mobil machen gegen vermeintlich intransparente Entscheidungsprozesse.
Die Corona-Zeit hat es vorgemacht wie stark die Selbstorganisation der Bürgerschaft sein kann: Auf Facebook entstanden in kürzester Zeit Gruppen, in denen sich die Gastronomie mit ihrem Lieferangeboten darstellen konnte, man teilte und like-te – und bestellte. Unsere Unternehmen schwenkten zusehends, wo noch nicht geschehen, ins Digitale, denn der Kunde kam nicht, dem Lockdown geschuldet. Hungrig war er aber trotzdem. Und geliefert wurden nicht nur Speisen: Im Chat mit dem Bücher-Lieferservice, Pizza bestellen über Messenger-Dienste, Haushaltswaren bis an die Haustür. Vieles war bis April 2020 nicht denkbar, bzw. wurde nicht gedacht.
Der Bürger an sich ist kommunikativ, er hat eine Meinung, hat Expertise, Lebenserfahrung. Hören wir ihm zu? Systematisch vielleicht viel zu selten!
Darmstadt nennt es Sei DAbei!, Dieburg hat die Ideen für Dieburg. Verschiedene Facebook-Gruppen eröffnen Kommunikationsräume für Fotos (Störche!), Ideen (man müsste mal..), lokale Angebote (das Altheimer Lädchen), Austausch zu kommunalen Ereignissen, Mietgesuche und -angebote und vieles mehr. Aber Facebook ist eben Facebook.
Außen vor bleibt leider die Kommunikation zur, oder besser mit der, eigenen Gemeinde. Wenngleich online vertreten über Webseite und Instagram und Facebook-Auftritt – um den Weg ins Münsterer Rathaus kommt man kaum herum.
Kennen Sie AEM, das Anregungs- und Ereignismanagement unserer Gemeinde? Die App gibt’s für Android und iOS – und sie funktioniert großartig! Ganz mobil „meldet“ und online man sein Anliegen, dieses wird dann an die richtige Stelle in der Verwaltung weitergeleitet. Die Antworten aus unserem Rathaus kommen schnell, fundiert, man mailt hin und her, telefoniert mitunter, bekommt Hintergründe und Anregungen zu Sachverhalten erläutert, die man „gemeldet“ hat – und die vielleicht auch andere interessieren (genau das geht leider unter)!
Das AEM ist der Anfang für eine direkte und smarte Kommunikation mit der Gemeinde, aber eben nur ein kleiner Anfang.
Ich bin überzeugt davon: Es gibt einen ansteigenden Bedarf an dezentralen Vernetzungsmöglichkeiten für Helfer im Bereich der Nachbarschaftshilfe, Mitfahrgelegenheiten, Gewerbepräsentation und Dienstleistungsangebote, Reparatur Café (toll: Link), gemeinsamen Sport, mit dem Hund Gassi gehen, Initiativen (wie bspw. Fürsorge für alleinstehende ältere Mitbürger).
Allen Vorhaben, die dem Bürger eine (besser hör- und sichtbare) Stimme geben wollen, sollte klar sein: Wenn man Einbeziehung anbietet, muss man auch zuhören – und Taten folgen lassen.
Als Freie Demokraten in Münster haben wir einen Anfang gemacht, indem wir Sie nach Ihrer Meinung gefragt haben: Was schätzen Sie an Münster, warum wohnen Sie gerne hier, was kann man verbessern. Das Resultat ist überwältigend: Überwiegend online kam das Feedback zu uns, vollkommen anonym und dabei von bestechender Qualität, manche Autoren saßen über 20 Minuten an den Fragebögen, liefern uns ihre Sicht auf Münster.
Und man hat unser Anliegen ernst genommen: „Ich finde es sehr wichtig, dass die Bürger befragt werden und ihre Meinung miteinbezogen wurden…weiter so!“, schreibt uns ein Proband. 65% der Teilnehmer vergaben 5 oder 4 Sterne für unser Interview – vielen Dank!