Bildung im Lockdown: „Ein Jahr Corona und zu wenig gelernt!“

Full House beim virtuellen Jahresempfang der FDP Münster Altheim und Eppertshausen am 11.02.2021. Auf dem Bild ist nur ein Teil der Teilnehmer zu sehen.

Bildung im Lockdown: „Ein Jahr Corona und zu wenig gelernt!“

Der Jahresempfang der FDP-Ortsverbände Münster-Altheim und Eppertshausen am 11. Februar fand dieses Jahr pandemiebedingt online statt. Als Gast und Keynote Speaker hatte man Dr. Jens Brandenburg, Bildungspolitiker der FDP-Bundestagsfraktion gewinnen können.

„An Altweiber eine politische Veranstaltung abzuhalten kann auch nur in Pandemiezeiten gelingen“, begann Jörg Schroeter, der FDP-Ortsvorsitzende und Spitzenkandidat der FDP bei der Kommunalwahl in Münster, Altheim und Breitefeld seine Begrüßung und leitete dem Tag angemessen in Fastnachtsreimen auf den Gastredner über.

Über 30 Teilnehmer folgten anderthalb Stunden dem Vortrag mit Diskussionsrunde zum Thema „Bildung im Lockdown - Lehren aus der Coronakrise“. Dr. Brandenburg schlug gekonnt einen Bogen von den Anfängen der Pandemie im Frühling und dem ersten Lockdown über die Sommermonate 2020, in denen er eine breite Diskussion auf Bundesebene zum Thema Bildung sah, bis zur aktuellen Situation der Schülerinnen und Schüler aber auch Studierenden in Deutschland.  

Es habe sich gezeigt, dass nicht nur die technische Ausstattung der Schulen, vom schnellen Internet bis zu den fehlenden Endgeräten völlig unzureichend sei, ein Mangel, der bis heute noch nicht behoben ist, auch die Bereitstellung von Laptops und Tablets für finanziell benachteiligte Schüler, aber auch Lehrkräfte habe bis heute nicht flächendeckend funktioniert.

Weiterhin sei heute deutlich erkennbar, dass die Lehrerinnen und Lehrer sehr unterschiedlich mit der neuen Situation umgingen und aufgrund des fehlenden persönlichen Kontaktes zu den Kindern und Jugendlichen manchmal nicht das richtige Maß an gestellten Aufgaben und Aufgabenkontrolle fänden. Aus einem Besuch an einer Universität wusste Brandenburg zu berichten, dass Seminare, die digitales Lehren und Lernen zum Inhalt haben, noch auf sehr wenig Interesse bei den Studierenden stoßen würden. Hier müsse man nachsteuern, um die zukünftigen PädagogInnen fit für den Unterricht im längst angebrochenen digitalen Zeitalter zu machen.

Hier sei maßgeblich in Deutschland auch die Kultusministerkonferenz (KMK) gefordert, die seiner Meinung nur unzureichend ihrem Auftrag nachkäme und durch eine träge Verwaltung kaum mit dem Takt der Zeit mithalten könne. Einen „Wettbewerb der Ideen“ zwischen den Bundesländern, wo der eine vom anderen lerne und man sich gemeinsam verbessere, könne man leider nicht sehen.

Aufmerksam machte Brandenburg auf die Rolle von Kindern finanziell schwächer gestellter Familien, die über fehlende Ausstattung wie Arbeitszimmer, Endgeräte, Drucker oder schlichtweg Zeit, praktisch vom Unterricht ausgeschlossen seien. Er bemängelte eine grundlegend mangelnde Vorbereitung der Bildungspolitik, die es vor dem Herbst 2020 versäumt habe, passende Szenarien für eine zu erwartende Verschärfung der pandemischen Lage in Herbst/Winter zu schaffen. Leidtragend in ihrer Bildungs- und Persönlichkeitsentwicklung sei die aktuelle Bildungsgeneration; Schüler und Studierende auch in psychischer Hinsicht, Langzeitfolgen nicht ausgeschlossen. „All dies war vor den Sommerferien grundlegend bekannt oder absehbar“, so Brandenburg.

Auch, und das zeigt, wie elementar die Diskussion zu Bildung und Ausbildung für unsere Gesellschaft als Ganzes ist, verschärfe sich die Nachwuchssituation im Handwerk und im Bereich der beruflichen Bildung weiter. Mit Folgen, die man schon jetzt spüre, so Brandenburg.

Neben der Schulpflicht gebe es auch eine Unterrichtspflicht des Staates! Diese zu erfüllen erfordere Lösungen vor Ort, im Regionalen, um Antworten zu finden auf die Fragen wie und unter welchen Rahmenbedingungen sicher und verlässlich Bildungsstätten geöffnet werden könnten. Dies könne auch unter Einbeziehung von derzeit ohnehin ungenutzten Sälen und Hallen geschehen, bedürfe aber eines Zugeständnisses an mehr Gestaltungsspielräume für Schulleitungen.

Einen Lösungsweg, so der FDP-Bundespolitiker, sehe er in einer dauerhaften Finanzierung der Schulen und Universitäten durch den Bund durch einen Digitalpakt 2.0, der den Akteuren vor Ort mehr finanzielle und inhaltliche Flexibilität bei der Verausgabung von Fördermitteln, z. B. für IT-Supportleistungen, die Einrichtung von „digitalen Hausmeistern“ im Bildungsbetrieb, aber vor allem auch Weiterbildungen der Lehrkräfte, geben solle. Die überbordende Bürokratie verhindere leider weiterhin, dass aus dem 5 Mrd. Euro Fördertopf substantiell Mittel abflössen. Als Positivbeispiel einer modernen Bildungspolitik nannte Brandenburg Neuseeland, das Schulen und Lehrkräften bei verbindlichen nationalen Standards sehr viel mehr Freiraum lasse und gezielt in ihre Weiterbildung investiere.

Im Anschluss an den Vortrag ergab sich eine rege Diskussion, die einen guten Austausch zwischen dem Bundestagsabgeordneten und den Teilnehmenden ermöglichte.

Zum Abschluss fasste Aria Zahedi, Bewerber auf Listenplatz 3 der FDP-Kreistagsliste und Ortsverbandsvorsitzender der FDP in Eppertshausen den Abend zusammen: „Bildung von der Grundschule über die weiterführenden Schulen bis hin zu Ausbildung oder Studium geht uns alle an, denn wir schaffen damit die Voraussetzung, dass unsere Kinder fit gemacht werden für ihre berufliche Zukunft.“ Gerade in herausfordernden Zeiten wie der jetzigen müssten Entscheidungsträger für die Bürgerinnen und Bürgern spürbare Lösungen entwickeln und diese umsetzen, so Zahedi abschließend.

Weitere Informationen zu den beiden FDP-Ortsverbänden, ihren Köpfen und Ideen für ihre Gemeinden finden Sie auf fdp-muenster-hessen.de und auf eppertshausen.freie-demokraten.de.